„Mamaaaaa, ich kann das nicht!“ Dein Kind lässt den Kopf hängen und gibt auf. Und genau da kannst du deine Zauberkraft auspacken und deinem Kind dabei helfen, sein Selbstvertrauen zu stärken. Wie? Die Psychologin und Elternmentorin Annette Wallisch-Tomasch hat für unser neues Format, die „Mama-Mindset-Minuten“, ihre Tipps mit uns geteilt.
Selbstvertrauen – was ist das?
Wie oft hast du das Wörtchen „Selbstvertrauen“ schon gehört? Vermutlich tausende Male. Dasselbe gilt für „Selbstbewusstsein“. Mhmmmmm aber worin liegt denn jetzt der Unterschied? Oder gibt es keine Abgrenzung?
Wir haben es uns leicht gemacht und einfach die liebe Annette gefragt – als Expertin weiß sie schließlich am besten, was genau hinter diesen Begriffen steckt 😉
Selbstvertrauen vs. Selbstbewusstsein
Zuerst einmal: Selbstbewusstsein – was ist das? Ich bin mir meiner bewusst. Ich nehme mich selbst als Persönlichkeit wahr – ich bin ich.
Ein Teil des Selbstbewusstseins ist das Selbstvertrauen. Die Bedeutung steckt eigentlich schon im Wort selbst (manchmal zahlt es sich aus, etwas genauer hinzuschauen 😄). Selbstvertrauen ist das Vertrauen in mich selbst und meine Fähigkeiten.
Selbstwirksamkeit vs. Selbstwert
„Da gibt es noch ein Wort, das heißt Selbstwirksamkeit – das ist noch spannender“, erklärt Annette. Selbstwirksamkeit bedeutet, dass ich mir und meinen Fähigkeiten vertraue, sodass ich etwas bewirken kann! So gelingt es mir, auch größere Herausforderungen zu meistern.
Und dann gibt es noch den Selbstwert. Kurz erklärt: Ich bin mir bewusst, welchen Wert ich habe. Das Interessante ist: Eine selbstbewusste Person weiß nicht immer, wie wertvoll sie ist.
Wann entwickeln Kinder Selbstvertrauen?
Wie aus der Pistole geschossen sagt Annette: „Ganz früh!“ Jedes Kind hat ein Urvertrauen in sich. Dieses beginnt bereits im Säuglingsalter. Alle Erfahrungen der ersten Lebensjahre beeinflussen die Persönlichkeit und können das Selbstbewusstsein von Kindern stärken.
„Wir können als Eltern unbewusst so viel richtig machen und wir tun‘s ja auch. Wenn wir mit Liebe und Geborgenheit erzogen wurden, dann geben wir das unbewusst weiter. Wir machen also alles richtig, indem wir dem Kind diese unmittelbare Bedürfnisbefriedigung, die es einfach braucht, zugestehen und als unverzichtbar ansehen“, erzählt Annette.
Merkt dein Kind von Anfang an, dass es gewollt ist, dann entwickelt es im Kindesalter ein starkes Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen. Und mach dir keine Gedanken, die spätere Ego-Phase gehört zur natürlichen Entwicklung dazu: Ich und dann der Rest der Welt. Das spiegelt das soziale Lernen wider und wird das gesunde Selbstvertrauen von Kindern stärken.
Warum ist Selbstvertrauen so wichtig?
Wenn dein Kind vor Selbstvertrauen strotzt, dann wird das Leben auf jeden Fall aufregend! Dann tanzt es energiegeladen und erfolgreich durchs Leben. Es findet Mut, um Herausforderungen den Kampf anzusagen. Es sieht Rückschläge in der Schule nicht als Hürden, sondern versucht diese zu meistern.
Jetzt denkst du dir vielleicht: Ich habe doch ein Kind, das bestärkt wird, das Liebe erfährt und trotzdem zweifelt es. Wieso denn? 😲
Du musst wissen, dass jedes Kind unterschiedlich ist. Das eine hat mehr Selbstvertrauen, das andere weniger. Das ist nun mal so. Das Gute daran ist: Wir können bewusst das Selbstvertrauen von Kindern stärken.
Selbstvertrauen stärken – Tipps
„Wie kann ich nun das Selbstvertrauen meines Kindes stärken?“
Annette Wallisch-Tomasch hat für uns in ihrer Expertinnen-Schatzkiste gestöbert und verraten, wie sich das Selbstvertrauen von Kindern stärken lässt!
Tipp #1
Dein Kind schaut im Kindergarten beim Turnen nur zu und versucht‘s nicht selbst. Es hat Angst davor, etwas falsch zu machen. Kinder, die ein gutes Vorstellungsvermögen haben, glauben, dass es in der Welt so ausschaut, wie in ihren Vorstellungen. Ist die Wirklichkeit aber anders, sind sie enttäuscht und meiden Herausforderungen, um nicht zu scheitern.
✨ Expertinnen-Tipp: „Das ist die einzige Falle von Eltern, die es zu gut meinen: Wenn du deinem Kind sagst: „Du kannst es“, dann ist da kein Platz dafür, dass auch einmal etwas nicht gelingt. Stattdessen solltest du sagen: „Patz doch mal!“ Da wäre eine paradoxe Intervention hilfreicher, weil dein Kind lernt, sich Fehler zu erlauben. Denn auch wenn du sein Selbstvertrauen stärken willst, so fühlt es sich trotzdem mit seinen Ängsten nicht abgeholt. Eine offene Fehlerkultur mit Chance auf Verbesserung und Lernen dürfen wir Großen also vorleben!“, erzählt Annette.
Tipp #2
Es ist normal, dass sich dein Kind mit anderen vergleicht. Ist es besonders ehrgeizig, tut es das aber oft mit älteren Kindern, die vielleicht etwas schon besser können. Das führt meist zu Frust und Mangel an Selbstvertrauen.
✨ Expertinnen-Tipp: Um das Selbstvertrauen von Kindern zu stärken, ist es wichtig, dass sie Erfolgserlebnisse verspüren. Zum Beispiel durch soziales Feedback. Wenn Freunde sehen, wie sie ein Tor schießen oder eine Turnübung schaffen, dann freuen sie sich. Bewusst kleine (!) wie große Erfolge wahrnehmen und diese dann auch gemeinsam feiern! Das tut der Familie und dem Freundeskreis gut und kann das Selbstvertrauen bei Kindern stärken!
Tipp #3
Dein Kind hat ein starkes Selbstvertrauen, aber kann seine innere Kraft nicht körperlich nach außen tragen.
✨ Expertinnen-Tipp: Wesentlich ist nicht nur das mentale Selbstvertrauen, sondern auch die körperliche Selbstwirksamkeit zu stärken. Denn ein starker Geist und gutes Körpergefühl hängen zusammen. Wenn dein Kind seinen Körper so richtig zu spüren bekommt (ganz egal in welcher Sportart), entwickelt es stärkere Körperpräsenz. Körperliche Bewegung aktiviert die psychomotorische Entwicklung, was auch das Selbstvertrauen stärken kann.
Tipp #4
Dein Kind probiert etwas Neues aus – Fahrradfahren. Es klappt aber nicht sofort und es sagt: „Ich kann’s nicht!“
✨ Expertinnen-Tipp: Erzähl oder zeig einfach, dass auch du oder andere Bezugspersonen Dinge nicht auf Anhieb schaffen. Lebe deine eigene Konsequenz und Beharrlichkeit vor. Denn der Weg des Übens ist wichtig für den Erfolgsfaktor.
#ichkanneszauber und Übung machen den Meister
Der #ichkanneszauber aus unserem Mut-Mach-Buch Emma und die Federmaus: Der „Ich kann es“-Zauber kann eine große Hilfe sein, wenn etwas nicht sofort funktioniert. Aber der Zauberspruch allein macht noch keinen Zaubermeister. Der Kraftsatz entfaltet seine Magie nur dann, wenn dein Kind dranbleibt! ✨🐭
Die Expertin erklärt: „Der Weg des Übens kommt beim „Ich kann es“-Zauber gut zum Vorschein. Wie kann ich denn die Fähigkeit üben? Welchen Verstärker, welche Unterstützung brauche ich? àIch brauche ein soziales Netzwerk, Kraftbilder, Wiederholungen, Erinnerung, Vereinbarungen …“
Mama-Mindset-Minuten
Wenn Mamas sich zusammentun und ihr Wissen austauschen, dann entsteht etwas Wunderbares!
In unseren Mama-Mindset-Minuten erklärt Annette, welch wichtige Vorbildfunktion Eltern haben. Die Art, wie du als Elternteil lebst, handelst, sprichst, hat einen großen Einfluss auf die Entwicklung deines Kindes und sein Selbstvertrauen. Denn dein Kind lernt viel mehr von dir, als dir bewusst ist.
📽 Alsoooooo Bühne frei für unser neues Format: die „Mama-Mindset-Minuten“. Margit Wickhoff und Annette Wallisch-Tomasch haben ein wenig über das Thema geplauert. Also wie kann ich das Selbstvertrauen meines Kindes stärken? Hör rein und erfahre es! ☺
Übung: Selbstvertrauen stärken
Die Übung aus dem Video stammt aus einem Elterntraining von Ben Furman, einem Zusatz zu seinem Buch Ich schaffs!.
Sinn und Zweck dieser Übung ist es, sich bewusst zu werden, was Sprache und Kommunikation ausmachen. Dafür werden zwei verschiedene Hände herangezogen: die Mecker- und die Wunsch-Hand.
Stell dir vor, dein Kind macht etwas falsch. Wie kommunizierst du das? Nutzt du die Mecker-Hand, verläuft die Kommunikation eher schlecht – das ist dir sicher bekannt! Dein Kind hört nur Meckereien. Nutzt du dagegen die Wunsch-Hand, hebst du hervor, was du dir wünscht, nicht was dich stört.
Mecker-Hand:
- Immer-Daumen: Immer ärgerst du Emma! (Pauschalaussage)
- Schuld-Finger: Du bist schuld, dass sie weint! (Schuldzuweisung)
- Konsequenzen-Finger: Machst du das, kommt der Krampus! (Negativbild)
- Begründungs-Finger: Du machst das nur, weil du mich ärgern willst! (Ursache finden)
- Taubheits-Finger: Was ich sage, geht beim einen Ohr rein und beim anderen raus! (In die Sackgasse ziehen)
Wunsch-Hand:
- Kontakt-Daumen: Hör mir zu. (Auf Augenhöhe sprechen)
- Wunschfinger: Ich wünsche mir, dass du netter bist. (Wunsch ausdrücken)
- Was-bringt-das-Finger: Machst du das, ist Mama froh und
du darfst baden gehen (Positivbild) - Du-schaffst-es-Finger: Gestern hast du Papa geholfen und das schaffst du heute auch bei Emma. (Positiver Kraftsatz)
- Vertragsfinger: Wenn es nicht gut läuft, wie darf ich dir das sagen? (Zeichen ausmachen)
Also probiere die Übung einfach aus und spür den Unterschied, wie du was mitteilst! Und nutz zur Hilfe auch die Kraft des #ichkanneszauber aus unserem Buch Emma und die Federmaus: Der „Ich kann es“-Zauber ✨🐭
Die Expertin
Unsere Expertin Mag. Dr. Annette Wallisch-Tomasch ist Klinische Psychologin, Elternmentorin und Kinderschlafberaterin.
Ihre Praxis Für Große und Kleine da! befindet sich in Gratwein-Straßengel, nördlich von Graz. Sie bietet sowohl persönliche Beratungs- und Therapietermine als auch online-Gespräche und anonyme Chatberatung.
Außerdem organisiert Annette diverse Veranstaltungen wie Workshops, Kurse usw. Neben ihrer Tätigkeit als Psychologin lehrt sie auch an der Sigmund-Freud-Privatuniversität in Wien.
Abseits vom Berufsleben genießt sie als Vierfach-Mama das Familienleben in vollen Zügen. In ihrer Freizeit erkundet sie die Natur, lässt sich von musikalischen Genüssen verzaubern und vertieft sich in verschiedenste kreative Tätigkeiten. Eine wahre Powerfrau 🤗
Selbstvertrauen stärken
Als erwachsene Bezugspersonen haben wir großen Einfluss darauf, ob unsere Kinder mit Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein durchs Leben gehen. Um das Selbstvertrauen von Kindern zu stärken, hat Expertin Annette Wallisch-Tomasch verschiedene Ansatzpunkte mit uns geteilt:
- Den Mut zum Scheitern fördern
- Erfolge feiern
- Körperpräsenz durch Sport entwickeln
- Den #ichkanneszauber zaubern 😉
- Wertschätzend miteinander kommunizieren
All diese Übungen und Tipps gemeinsam leisten einen großen Beitrag dazu, dass Kinder ihr Selbstvertrauen stärken und ausstrahlen. 🤗
Selbstbewusstsein stärken – deine Erfahrungen
Mangel an Selbstvertrauen oder stark und selbstsicher durch den Alltag springen? Was tust du, um das Selbstvertrauen deines Kindes zu stärken? Hast du unsere Übungen schon ausprobiert, oder vielleicht schon den „Ich kann es“-Zauber gezaubert? Hinterlasse uns doch einen Kommentar, wir freuen uns auf dein Feedback!
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