Schlaf ist enorm wichtig. Denn während wir schlafen, regeneriert sich der Körper und der Geist kommt zur Ruhe. Aber was kannst du tun, wenn du merkst, dein Kind schläft nicht allein ein? Wir haben in unseren „Mama-Mindset-Minuten“ mit der Kinderschlafberaterin Annette-Wallisch-Tomasch geplaudert und wertvolle Tipps für dich gesammelt.
Woher kommt die Angst vor dem Einschlafen bei Kindern?
Dein Kind schläft nicht allein ein? Aus Erfahrung wissen wir, dass das schnell zu einer enormen Belastung für die ganze Familie werden kann.
Aber lass den Kopf in dieser Phase nicht hängen. Denn auch wenn es sich komisch anhört, die Angst vorm Einschlafen bei Kindern ist naturgegeben.
Wie kannst du dir das vorstellen? Wenn es um uns herum dunkel wird und wir müde werden, dann aktiviert der Körper unser Bindungssystem. Wir brauchen Nähe und Geborgenheit. Das ist entwicklungspsychologisch so gegeben.
Die Gründe dafür liegen tief verwurzelt in der Evolution. Ist es dunkel, so ist unsere Wahrnehmung eingeschränkt – wir sehen schlecht oder gar nicht. Wir fühlen uns schutzlos.
Daher kommt auch die Angst vor der Dunkelheit bei Kindern. Schließt dein Kind die Augen, ist es dunkel und so fühlt es sich unsicher. Dein Kind hat Angst vor dem Einschlafen, denn es braucht deine Nähe und jede Menge positive Glaubenssätze für Kinder.
Falsche Vorstellungen vom richtigen Schlafen
In der Erwachsenenwelt herrscht ein großes Missverständnis. Es wird angenommen, dass die Schlafentwicklung linear abläuft. Das heißt: Je älter das Kind, desto einfacher fällt das Alleinschlafen. Doch das stimmt so nicht!
Dein Kind schläft also nicht leichter ein, nur weil es älter wird. Aber wie verläuft die Schlafentwicklung dann? Unsere Schlafexpertin Annette Wallisch-Tomasch erklärt, dass sie wellenartig vonstattengeht.
Das kannst du dir so vorstellen: Gelingt deinem Kind ein Autonomieschritt, indem es beispielsweise etwas Neues erlernt, dann kommt es zur emotionalen Regression, einer Art Rückschritt in der emotionalen Entwicklung. Das heißt ganz einfach, dass mit jeder neu erlernten Fähigkeit, auch die Bindung an dich als Elternteil wieder zunimmt. Denn anstatt, dass das Selbstbewusstsein deines Kindes gestärkt ist, ist es etwas geschwächt und dein Kind sucht deine Nähe und Unterstützung umso mehr.
Du kannst dir das noch nicht ganz vorstellen? Dann versuchen wir es mit Annettes Bergsteiger-Vergleich. Wenn ein Bergsteiger auf eine Wand hochklettern möchte, braucht er ein Seil zum Absichern. Zuerst muss er aber einen Haken befestigen, um das Seil überhaupt benutzen und raufklettern zu können. Dieser Haken gibt ihm Sicherheit – so wie deine Nähe ein Sicherheitsgefühl bietet und das Selbstvertrauen deines Kindes stärkt. Klingt logisch, oder?
Im Kleinkindalter lernt man einfach viel. Deshalb merkst du, dein Kind schläft nicht allein ein. Es hat ein stärkeres Bindungsbedürfnis.
Wir können es nicht leugnen: Die Phase, in der du erkennst, dein Kind schläft nicht ein oder schläft schlecht, ist keine leichte. Aber Kinder brauchen nun mal einfach ihre Zeit. Jedes Kind unterschiedlich viel. Und dennoch, letztendlich schaffen es alle, allein einzuschlafen! 😉
Was passiert im Gehirn, wenn wir schlafen?
„Mamaaaaaa, ich habe Angst vorm Einschlafen. Ich weiß nicht, was mit mir passiert, wenn ich die Augen schließe!“ Kommt dir das bekannt vor? Dein Kind schläft nicht allein ein, weil der Schlaf etwas so Ungewisses ist! Die Angst vorm Einschlafen bei Kindern hat immer etwas mit Kontrollverlust zu tun.
Um zu verstehen, was dahintersteckt, hilft ein Blick „hinter die Kulissen“ – ins Gehirn!
Dort gibt es sogenannte kortikale Säulen. Jede Säule ist für einen bestimmten Hirnbereich zuständig. Zum Beispiel für die Motorik. Während wir schlafen, fahren diese Säulen langsam herunter. Schaltet sich also die Motorik-Säule ab, die Wahrnehmungs-Säule aber nicht, dann können wir unseren Körper nicht mehr bewegen und dennoch etwas wahrnehmen.
Für einen Vergleich nutzt Annette das Bild eines Sicherungskastens. Im Sicherungskasten kann man langsam nacheinander alle Sicherungen abschalten. Und im Gehirn geht das genauso.
Die Sicherungen in unserem Gehirn fahren runter, damit wir uns entspannen können. Womöglich fühlt sich das komisch an, aber für den Körper ist dieser Prozess sehr bedeutsam.
Ganz wichtig ist es also, deinem Kind zu vermitteln, dass es in Sicherheit ist. Dass du bei ihm bist und, dass es auf seinen Körper vertrauen kann. Die Angst vor dem Einschlafen bei Kindern lässt sich natürlich nicht einfach so wegreden, doch es gibt konkrete Tipps, wie du deinem Kind beim Einschlafen helfen kannst – dazu später mehr!
Schlafphasen
Um das Schlafverhalten deines Kindes zu verstehen, hilft es auch die Schlafphasen zu kennen. Beim Schlafen durchläuft der Körper verschiedene Schlafzyklen. Es gibt den REM-Schlaf und den NON-REM-Schlaf. Beide sind wichtig für einen erholsamen Schlaf.
Beim REM-Schlaf sind wir motorisch aktiv. Wir können unseren Körper bewegen. In dieser Schlafphase steht die geistige Erholung im Mittelpunkt: Wissen wird verknüpft und Erlerntes gespeichert. Deshalb können in dieser Phase Träume besonders real und bildlich sein.
Der NON-REM-Schlaf dagegen ist ein Tiefschlaf, bei dem sich unser Körper erholt. In dieser Schlafphase kann es also passieren, dass wir uns nicht bewegen können. Aber keine Sorge, das ist nichts Schlimmes. Im Gegenteil, so kann sich der Körper regenerieren.
Je nach Alter sind die Schlafphasen von unterschiedlicher Dauer. Bei Babys nur 30 ‒ 45 Minuten. Bei Erwachsenen dagegen dauert eine Phase 90 Minuten.
Die Herausforderung ist der Sprung von einer Schlafphase in die andere. Erwachsene meistern das von allein, bei Kindern aber ist das ein Prozess, der Zeit braucht und von Kind zu Kind unterschiedlich lang dauert.
Das Alter macht den Unterschied
Schlaf und Pauschalaussagen passen nicht zusammen. Gerade wenn es heißt, dein Kind schläft nicht allein ein, spielt das Alter des Kindes eine enorm wichtige Rolle. Die Angst vor dem Einschlafen bei Kindern ist nämlich je nach Alter ganz unterschiedlich. Es gibt also einen großen Unterschied zwischen diesen beiden Situationen: Das Kleinkind will nicht ins Bett oder eine 8-jähriges Kind schläft nicht ein, weil es Angst hat.
Im Säuglingsalter braucht dein Kind ständig deine Nähe, da es das naturgegebene Urvertrauen erst kennenlernt. Im Kleinkindalter und der Trotzphase dagegen entwickelt dein Kind seine eigene Gedanken- und Gefühlswelt. So kommen neue Ängste auf.
Deshalb Annettes Expertinnen-Tipp: „Am besten gar keine Ängste aufkommen lassen!“ Dein Kind braucht in den ersten Lebensjahren ganz viel Nähe und Körperkontakt. Versuche diesem Bedürfnis so gut es geht nachzukommen. Denn Körpernähe ist unabdingbar für eine gesunde Schlafentwicklung. Und wenn dein Kind bis zum Volksschulalter bei dir im Bett schläft, dann ist auch das ok! 😴😊
Geht es darum, dass dein Kind einschlafen lernen soll, gibt es einfach kein pauschales Richtig oder Falsch!
Dein Kind schläft nicht allein ein – Tipps
Dein Kind schläft nicht allein ein und du weißt nicht, was du tun kannst? Mit dieser Sorge bist du garantiert nicht allein, vielen Elternteilen geht es genauso. Um dir zu helfen, hat uns die Kinderschlafberaterin Annette Wallisch-Tomasch ihre besten Tipps verraten. 🤩✨🐭
Tipp #1: Vorbildfunktion
Was machst du vorm Schlafengehen? Bist du jemand, der den Fernseher braucht, um abzuschalten? Oder kannst du auch ganz entspannt mit einem Buch einschlafen? Auch wir Erwachsene holen uns ganz gerne eine externe Schlafhilfe. Bei uns ist es halt nicht der kuschelige Arm von Mama, sondern das Handy oder Ähnliches. Wenn du dein eigenes Verhalten beobachtest und hinterfragst, dann tust du dir auch leichter, dein Kind zu verstehen. 👩👦
Tipp #2: Loslassen alter Bilder
Dein Kind schläft nicht ein, ohne dass du dabei bist? „In den ersten drei Lebensjahren muss dein Kind nicht allein schlafen!“, erklärt Annette. Veraltete Vorstellungen wie: „Mein Kind ist schon groß genug, es muss allein schlafen!“ oder „Wir sind auch so groß geworden!“ gehören schlichtweg verworfen. Leistungserwartungen führen nur zu Enttäuschungen!
Dein Kind darf bei dir schlafen! 💕
Tipp #3: Traumreise
Viele Kinder lieben es, vor dem Einschlafen einer Geschichte zu lauschen. Durch das Zuhören und das Kuscheln beim Lesen entsteht Nähe und dein Kind kommt immer mehr zur Ruhe. Kinder ab 3 Jahren können auch selbst Einschlafgeschichten anhören, ohne dass du stundenlang am Kinderbett sitzen musst. Eine besonders gute Möglichkeit, um deinem Kind die Angst vor dem Einschlafen zu nehmen, sind sogenannte Traumreisen. Diese kindgerechte Form einer angeleiteten Visualisierungsübung für Kinder kann eine wunderbare Hilfe sein, wenn dein Kind nicht allein schlafen will.
Tipp #4: Nähe und Co-Sleeping
Unsere Welt ist mittlerweile ein technologisches Paradies. Es gibt alles, was man sich vorstellen kann: automatisches Schlaflicht, Video- und Audiokamera … Aber wo bleibt die Nähe?
Ein Kind zu bekommen, ist ein großer Einschnitt und bedeutet, die eigene Lebensweise zu verändern. Nähe zuzulassen, ist dabei essenziell. Deshalb beobachte dich selbst und frage dich: Kannst du Nähe zulassen? Oder tust du dir schwer damit? Denn für eine gesunde Schlafentwicklung deines Kindes ist körperliche Nähe unabdingbar. 🥰
Wenn du selbst nicht bei deinem Kind schlafen möchtest, dann überlege dir, ob es vielleicht ein Geschwisterzimmer geben kann. Das Bett zu teilen ist nicht nötig, ein gemeinsames Zimmer reicht völlig aus. Co-Sleeping ist eine tolle Art der Einschlafbegleitung. Dadurch fühlt sich dein Kind nicht allein und hat keine Angst vorm Einschlafen. 👭
Tipp #5: Wollfaden
Bis jetzt hieß es immer: Dein Kind schläft nicht allein ein, weil es nicht kann. Aber jetzt ist der große Tag da und es möchte allein im Kinderzimmer schlafen? Dann beseele es mit deiner Nähe. Ein größeres Bett (z. B. 120 cm) bietet dir die Möglichkeit zunächst mit im Kinderbett zu schlafen und dich dann mit der Zeit immer mehr zurückzuziehen.
Und wenn dein Kind ganz allein schlafen möchte, aber dennoch eine Verbindung zu dir braucht, dann hat Annette einen super einfachen Trick aus ihrer Mama-Schatzkiste für dich – einen Wollfaden, den ihr einfach zwischen deinem Bett und dem Kinderbett spannt. Wenn du dran zupfst, dann spürt dein Kind deine Nähe. Umgekehrt genauso. So seid ihr immer miteinander verbunden! 🧶
Und mit der zusätzlichen Magie des #ichkanneszaubers aus unserem Mut-Mach-Buch Emma und die Federmaus: Der „Ich kann es“-Zauber klappt das Alleinschlafen bestimmt! 🐭✨
Tipp #6: Monster-Check
Ganz wichtig ist, du darfst die Angst vor dem Einschlafen bei deinem Kind nicht kleinreden! Vor allem bei Kleinkindern verschwimmen Fantasie und Realität. Wenn du dich darauf einlässt, kann selbst die Furcht vor dem Monster unterm Bett ganz schnell aus dem Weg geräumt werden. Dafür empfiehlt Annette den Monstercheck: Durchsucht gemeinsam das Zimmer nach Monstern: unterm Bett, im Schrank … Keine Monster gefunden? Super, dann steht einem entspannten Schlaf nichts mehr im Weg. 😴
Mama-Mindset-Minuten
Unsere Federmaus-Autorin Margit hat die Kinderschlafberaterin Annette Wallisch-Tomasch zu sich eingeladen. Gemeinsam haben sie in den „Mama-Mindset-Minuten“ darüber geplaudert, was du tun kannst, wenn du merkst, dein Kind schläft nicht allein ein. Wie kannst du dein Kind gut in den Schlaf begleiten und so mehr Leichtigkeit im Mama-Alltag erleben?
Annette hat in ihrer Expertinnen-Schatzkiste gegraben und wertvolle Tipps und Übungen für dich gesammelt. 👹😇
Schau dir einfach das Video an und lass dich inspirieren! 🎬
Die Expertin
Mag. Dr. Annette Wallisch-Tomasch ist Klinische Psychologin, Elternmentorin und Kinderschlafberaterin.
Als Schlafberaterin arbeitet sie mit dem bindungsorientierten Konzept nach 1001kindernacht. Mit ihrem Know-how hilft sie also Familien persönlich oder online mit allerlei möglichen Schlafschwierigkeiten und -ängsten. Ihre Praxis Für Große und Kleine da! findest du in Gratwein-Straßengel, nördlich von Graz.
Der Austausch zwischen Eltern ist enorm wichtig, vor allem wenn es um Folgendes geht: Mein Kind schläft nicht allein ein. Mein Kind hat Angst vorm Einschlafen. Deshalb organisiert Annette Elterngruppentreffen im Storchennest, in Frohnleiten den Eulen- & Lerchen-Treff.
Aber das ist noch nicht alles: Annette lehrt auch an der Sigmund-Freud-Privatuniversität Wien und organisiert laufend diverse Workshops, Kurse und weitere Veranstaltungen.
Eine wahre Powerfrau! Und nebenbei ist sie auch noch 4-fach-Mama. Wahnsinn! 🤩
Dein Kind schläft allein ein – Fazit
Das Thema Schlaf beschäftigt jede Familie. Du merkst, dein Kind schläft nicht allein ein? Oder es hat Angst vorm Einschlafen?
Um zu vermeiden, dass sich dein Kind füchtet und dafür zu sorgen, dass es entspannt schlafen kann, hat die Kinderschlafberaterin Annette Wallisch-Tomasch wertvolle Anregungen mit uns geteilt.
- Die Schlafentwicklung kommt wellenartig und ist von Kind zu Kind verschieden.
- Körperliche Nähe ist das Um und Auf in den ersten Lebensjahren.
- Verwirf Leistungserwartungen und veraltete Vorstellungen!
- Tolle Einschlafbegleitungsarten sind Co-Sleeping, Monstercheck, Wollfaden, Entspannungsübungen usw.
Wenn du all das verinnerlichst, dann wirst du dir selbst viel Druck nehmen und deinem Kind besser dabei helfen können, gut und allein einzuschlafen! 😊
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